Kriegshistorische Stätten – Schauplätze der Geschichten – Was die Feldpost über den Krieg erzählt

Kainuu und Koillismaa im Zweiten Weltkrieg

Im Winterkrieg von 1939–1940 bekam Suomussalmi große internationale Schlagzeilen, aber die heftigsten Kämpfe fanden aus der Sicht der Finnen in Wirklichkeit in Kuhmo statt. Entgegen aller Erwartungen blieb Kuusamo – abgesehen von einigen Scharmützeln – von Kriegskämpfen verschont und die Truppen der Region kämpften in Suomussalmi.

Im Dezember 1939 berichteten die größten internationalen Medien ihrer Zeit über finnische Heldengeschichten, unter anderem aus Summa und Kollaa. Die dramatischsten Informationen wurden jedoch von dem Hauptquartier vor und nach dem Jahreswechsel aus Suomussalmi übermittelt. Laut Nachrichten hatten die Finnen zwei große Abwehrsiege erzielt. Bei dem ersten wurden die Sowjets auf der Straße in Richtung Kuusamo geschlagen und konnten aus dem Ortszentrum und Hulkonniemi vertrieben werden. Der letztere Großsieg war die Schlacht auf der Raate-Straße.

Image source: SA-KUVA

Auf der Raate-Straße zerstörten die Finnen die aufgespaltene und eingekesselte ukrainische Elitedivision der Roten Armee. Nachher war der Straßenrand mit den Leichen der Gefallenen und festgesteckter Kriegsausrüstung übersät. Nach internationalen Berichten war auf dieser schmalen Straße die Hölle zugefroren, denn Tausende von gefallenen Soldaten der Roten Armee blieben hier liegen.

Die Geschehnisse in Suomussalmi waren die strategische Wende des Winterkriegs in Nordfinnland. Nach der Niederlage auf der Raate-Sraße verzichtete die Rote Armee auf ihr Ziel, Finnland in der Linie Suomussalmi–Oulu zu teilen. Wie der Winterkrieg ausging, sollte auf der Landenge Kareliens und in Ladoga-Karelien entschieden werden. Nach der Schlacht auf der Raate-Straße konzentrierte die Sowjetunion die militärischen Aktivitäten im Norden auf die Front in Kuhmo.

Der größte Teil der finnischen Truppen, die auf der Raate-Straße gekämpft hatte, setzte im Januar seinen Kriegszug nach Kuhmo fort, wo versucht wurde, die zur Zerstörung der 44. Division geführte Operation zu wiederholen. Die 54.  Division der Roten Armee war als eine ca. 45 km lange Kolonne auf der Straße Saunajärvi stehen geblieben – mit abgeschnittenen Nachschubwegen nach Osten. Der Angreifer konnte als Folge des am 29. Januar eingeleiteten Hauptangriffs zwar eingekesselt, aber mangels schweren Beschusses nicht zerstört werden. Die Hilfsangriffe der Roten Armee zur Rettung der 54. Gebirgsdivision wurden bis zum Friedensschluss fortgesetzt. Der berühmteste dieser Versuche endete mit einer fast vollständigen Zerstörung der Skibrigade Dolins. Anfang März zogen sich die Finnen von Kilpelänkangas nach Löytövaara zurück, wo der Krieg dann auch endete. Im Frieden von Moskau, der den Winterkrieg beendete, musste Finnland unter anderem die Ostteile von Salla und Kuusamo an die Sowjetunion abtreten.

In der Angriffsphase der Fortsetzungskriegs im Sommer 1941 war der Vormarsch der finnischen Truppen in Suomussalmi in Richtung Osten erfolgreich: die Gruppe F legte in einigen Tagen 45 Kilometer zurück. Der Vormarsch der Truppen unter Führung des Obersten Uno Fagernäs geriet jedoch ins Stocken, als sie sich der Wasserlinie Vuonninen näherten. Eine schnelle Eroberung von Uhtua blieb ein Traum.

Auf Höhe von Kuusamo versuchte die Gruppe J, geführt von dem Oberstleutnant Jussi Turtola, über Kiestinki nach Louhi durchzudringen, um die Murmanbahn zu unterbrechen. Dieser Abschnitt wurde wichtig, nachdem es den Deutschen auf Höhe von Salla nicht gelang, nach Kantalahti zu gelangen. Die Gegenangriffe der 88. Division der Roten Armee führten jedoch dazu, dass die finnischen Truppen nach Mitte August in Kiestinki eingekesselt wurden. Turtolas Gruppe war am 11. August mit 2 800 Männern aufgebrochen und als die Evakuierung der eingekesselten Truppen begann, waren sie nur noch 800. Bei den Kämpfen bei Kiestinki fielen besonders viele Männer aus Pudasjärvi; diese finnische Gemeinde wies die höchste Anzahl an Opfern im Fortsetzungskrieg auf.

Image source: Archives of Tuomo Kallioniemi

Die finnischen und deutschen Truppen versuchten noch im November 1941 nach Louhi vorzurücken, aber der Angriff wurde abgewehrt. Zu dem damaligen Zeitpunkt hatte sich die außenpolitische Lage Finnlands wesentlich geändert, als der Blitzkrieg Deutschlands nicht zu dem erwünschten Ergebnis führte. In der neuen Situation war die Unterbrechung der Murmanbahn außenpolitisch nicht klug, denn Finnland wollte die freundliche Beziehung auch zu den Vereinigten Staaten bewahren, die den Kriegseinsatz der Sowjetunion unterstützte. In Kiestinki wurden heftige Kämpfe noch in der Schlammperiode im April/Mai 1942 geführt, als die Frühjahrsoffensive der Roten Armee abgewehrt wurde.

In der Vorphase des Lapplandkriegs im September 1944 setzten die Deutschen beim Rückzug aus dem Uhtua-Abschnitt Hyrynsalmi in Flammen, was bei den Finnen Empörung auslöste. Das Gleiche geschah mit dem Ortszentrum Kuusamo, an dessen Zerstörung später ebenfalls die Truppen der Roten Armee beteiligt waren. Die Rote Armee besetzte den Ostteil von Suomussalmi und Kuusamo für zwei Monate, was bei den Geschichtsforschern jahrzehntelang Verwunderung hervorrief. Laut dem russischen Professor Juri Kili waren diese Gebiete für die Sowjetunion ein Pfand, womit gesichert wurde, dass Finnland seine Verpflichtungen im Sinne des Waffenstillstandsabkommens einhalten würde.