Kriegshistorische Stätten – Schauplätze der Geschichten – Was die Feldpost über den Krieg erzählt

Evakot kuljettamassa karjaa

Von Paanajärvi zur Evakuierungsreise

Eeva Saarenpää (geb. Leinonen) wurde am 23. November 1929 in Paanajärvi bei Kuusamo geboren. Die Familie hatte 11 Kinder: drei Töchter – neben ihr ihre Zwillingsschwester Kirsti und die ältere Schwester Elma, die im Krieg auch für die Lotta Svärd-Organisation tätig war – sowie acht Söhne.

Vor den Kriegen war Paanajärvi ein beliebter Ort sowohl für Forscher als auch Künstler. Auch viele Touristen besuchten die von Künstlern verewigten Landschaften, z.B. die Stromschnelle Mäntykoski, gemalt von Akseli Gallen-Kallela. Bei diesen Ausflügen waren Eeva und Kirsti als örtliche Reiseführer tätig.

Die Familie Saarenpää empfand die Kriegsjahre als schwer. Die Familie war aufgrund des Winterkriegs gezwungen, Paanajärvi zu verlassen, wo ihr Haus 1939 niedergebrannt wurde. Die Mutter Kaisa starb im Frühling des Evakuierungsjahres 1941 und der ältere Bruder Kaarlo Henrik fiel später an der Front. Nach dem Moskauer Waffenstillstand kehrten sie zurück nach Paanajärvi. In der Nähe des niedergebrannten Hauses wurde ein neues Haus gebaut, welches die Familie während des Stellungskriegs von 1942-1944 bewohnte. Eeva arbeitete auf dem Hof von Anttila u.a. bei Heu- und Kartoffelernten.

Zwischendurch flüchteten wir nachts über den See vor den feindlichen Patrouillen.

 Eeva erzählte, dass am Nordufer des Paanajärvi-Sees, wo sich das Haus befand, Desanten eine Gefahr darstellten: „Zwischendurch flüchteten wir nachts über den See vor den feindlichen Patrouillen, finnische Wachesoldaten als unser Schutz. Auch uns Mädchen wurde das Schießen beigebracht und im Sommer schliefen wir in Speichern mit Einschusslöchern. Wir sahen oft Spuren von den Bewegungen der feindlichen Patrouillen in der Gegend. Die Sorge um die Sicherheit war also berechtigt.

Als sich die Kriegslage änderte, mussten wir wieder evakuiert werden. Damals wussten wir es noch nicht, dass es keine Rückkehr mehr nach Paanajärvi geben würde. Im Frühherbst 1944 kam der Polizist Karppinen auf Anweisung des Ortspolizeichefs Louekoski und sagte, das Haus mit Vieh muss evakuiert werden. Die Abfahrt fand am 08.09.1944 statt und der erste Haltepunkt war das Dorf Vuotunki circa 30 km entfernt. Die erst 15-jährige Eeva führte zehn Kühe die ganze Strecke von Paanajärvi nach Saloinen bei Raahe. Mit dabei waren auch der Vater, Juho Herman Leinonen, und die Kriegswitwe Aune seines gefallenen Bruders Kaarlo Henrik.

Der Weg von Paanajärvi nach Westen musste über Waldwege und Sümpfe zurückgelegt werden, da die Hauptstraßen mit deutschen Truppen auf dem Rückzug in Richtung Eismeer verstopft waren. Eeva erzählte, dass sie immer noch im Traum sich selbst irgendwo in Posio mit der Kuh in ein Sumpfauge fallen sah und nirgendwo Halt bekam, um aus dem Sumpf herauszukommen. Aus dem nahegelegenen Haus erhielten sie jedoch einen Strick, welcher als Schlinge unter die Achseln gelegt wurde. Damit konnte sie aus dem Sumpf gezogen werden – auch die Kuh wurde gerettet. Nach dem Schlammbad wusch ich mich im Bach und setzte meine Reise mit nasser Kleidung fort, erinnerte sich Eeva zurück.

Die über einmonatige Reise war Mitte Oktober zu Ende, als der Zielort Saloinen erreicht wurde. Für die Geschehnisse bei der Evakuierungsreise wurde Eeva später mit der Verdienstmedaille des Präsidenten ausgezeichnet.

Nach den Kriegsjahren hatte Eeva Saarenpää in Raahe eine lange Laufbahn als Unternehmerin im Friseurgewerbe.


 

Der Text beruht auf den Archiven von Veli Matti J. Leinonen (u.a. die von Eeva Saarenpää zu ihrem Sohn Markku Saarenpää erzählte Beschreibung der Evakuierungsreise). Als Hintergrundmaterial diente ebenfalls das Buch von Veli Matti J. Leinonen „Tuhkattujen muistojen Paanajärvi” („Paanajärvi der eingeäscherten Erinnerungen“).