Kriegshistorische Stätten – Schauplätze der Geschichten – Was die Feldpost über den Krieg erzählt

Lotta ja evakot

Sanitäts-Lotta im Feldlazarett

Mirjam Penttilä (geb. Taimela) wurde 1921 geboren. Während des Winterkriegs arbeitete Mirjam im Verpflegungsdienst im Schutzkorpshaus ihrer Heimatgemeinde Mellilä und während des Waffenstillstands sowohl in Luumäki als auch in Miehikkälä, wo die Salpa-Linie durch die Festungsbataillone gebaut wurde. Zu Beginn des Fortsetzungskriegs war sie als Sanitäts-Lotta im Feldlazarett in Kurkijärvi bei Kuusamo tätig und später an der Karelischen Landenge bis zu ihrer Entlassung im Herbst 1944.

„Mit dem Militärfahrschein in der Hand und dem Gedanken an das Unbekannte begann ich meine eigentliche Arbeit als „Lotta“ in der Station Mellilä im August 1941. Die Reise der damals 20-jährigen Sanitäts-Lotta zu ihrem ersten Einsatzort, das Lazarett in Kurkijärvi, begann mit dem Zug in Richtung Oulu. Bereits zu diesem Zeitpunkt verfügte ich über Arbeitserfahrung in verschiedenen Einsätzen der Lotta Svärd-Organisation. Besonders ist mir der Verpflegungsdienst im Mittsommer 1941 in Erinnerung geblieben, als sich die einberufenen Truppen im Volkshaus von Mellilä auf den Einzug in den Fortsetzungskrieg vorbereiteten.

Verschiedene Abteilungen bildeten die Grundlage für die Arbeit als Lotta: Verpflegung, medizinische Versorgung, Ausrüstung, Büro sowie Nachrichten, Sammeln und Versorgung.  Offensichtlich verhalf mir meine vorherige Arbeit als Heilpraktikerin im Sanatorium von Paimio zu meiner Arbeit in der Sanitätsabteilung. Bei einem kurzen Sanitätskurs in Salo lernte ich Wundversorgung und den Umgang mit Patienten, vor der Abfahrt nach Kuusamo im Juli. Wir übten sogar das Tragen einer Gasmaske und waren sicherlich ein grauenhafter Anblick, als wir mit aufgesetzten Masken die Kirchentreppe von Salo-Uskela hochliefen! Gottseidank musste die Maske nicht mehr aufgesetzt werden.

Das Feldlazarett in Kurkijärvi bei Kuusamo war ein Barackendorf. Leicht Verletzte oder ansonsten kranke Patienten füllten die 22 Barackengebäude.  Wir Sanitäts-Lottas hatten vor allem mit den Kaminöfen der Baracken zu tun. Während der Nachtschicht mussten wir sowohl Patienten als auch Kaminöfen überwachen, in denen das nasse Holz auszugehen drohte.

Das Jahr in Kurkijärvi verlief ruhig. Zu den Höhepunkten gehörten drei Urlaubsreisen nach Hause, obwohl das Fortbewegen etwas schwierig war. Selbst bei frostigen Temperaturen reisten wir auf der Ladefläche eines Lastwagens von Kurkijärvi zum Zug von Oulu, nur durch eine wackelige Pappkabine geschützt – und ein mitten auf der Ladefläche brennender Kaminofen hielt uns warm, um nicht ganz zu erfrieren.

Das Weihnachten des Jahres 1941 in Kurkijärvi war unvergesslich… Wir waren nämlich an Mumps erkrankt.

Das Weihnachten des Jahres 1941 in Kurkijärvi war unvergesslich. Maili Koria und ich waren wie Weihnachtsschweine in der kleinen Isolationskabine am Ende der Lazarettbaracke. Wir waren nämlich an Mumps erkrankt. Schließlich kamen wir in Weihnachtsstimmung, als wir unseren eigenen Weihnachtsbaum mit Kerzen in unsere Kabine bekamen”, erinnerte sich Mirjam Penttilä an ihr Lotta-Jahr in Kuusamo zurück.

Im Sommer 1942 wurde Mirjami an die Karelische Landenge ins 40. Feldlazarett im Dorf Miettilä bei Rautu entsendet. Sie wurde der chirurgischen Abteilung des Feldlazaretts zugeteilt. Zu ihren Aufgaben gehörten u.a. die Wundreinigung, Desinfektion von Instrumenten und die Assistenz von Ärzten bei verschiedenen Eingriffen.

Als sich die Kriegslage änderte, wurde das Feldlazarett zuerst nach Räisälä und später in den Norden verlegt. Als das Lazarett schließlich nicht mehr benötigt wurde, wurde das Personal, auch Mirjami, im Herbst 1944 entlassen.

Die Lotta Svärd-Organisation wurde am 23.11.1944 gemäß den Bedingungen des Moskauer Waffenstillstandsabkommens aufgelöst. Nach der Auflösung der Organisation setzten die Lottas die Versorgungs- und Unterstützungsarbeit im Namen der Stiftung zur Unterstützung finnischer Frauen (finn. Suomen Naisten Huoltosäätiö) fort. Im Jahr 2004 wurde dieser Name in Lotta Svärd Stiftung umgewandelt.

*****

Weitere Geschichten über Lottas finden Sie unter  www.lottasvard.fi. Das Feldlazarett Kurkijärvi befand sich in der Kaserne von Kurkijärvi bei Kuusamo. Der Schriftsteller Kalle Päätalo erzählt in seinem Buch „Ukkosen ääni” („Der Klang des Donners“) (Gummerus, 1979) in finnischer Sprache über das Leben der Soldaten während des Waffenstillstands.

*****

Der Text beruht auf den Memoiren von Mirjam Penttilä und den Archivinformationen der Lotta Svärd-Organisation, die in dem Buch „Kasarmista kenttäsairaalaksi – tapahtumia Kurkijärvellä” („Von der Kaserne zum Feldlazarett – Geschehnisse in Kurkijärvi“) 2017 (Hrsg. Salme Sahi) in finnischer Sprache verfasst sind, Buch „Kuvia ja kertomuksia sieltä jostakin – rintamanaiset muistelevat” („Bilder und Geschichten von irgendwo da draußen – Frauen an der Front erinnern sich“), Stiftung „Rintamanaisten säätiö“ 2004 (Hrsg. Hely Alhainen) und den durch die Lotta Svärd-Stiftung herausgegebenen Lotta-Geschichten.