Kriegshistorische Stätten – Schauplätze der Geschichten – Was die Feldpost über den Krieg erzählt

Juntusranta, Suomussalmi. Murtovaaran tielle pystytettiin risti partisaani-iskun uhreille 5.7.1943

Angriff in Murtovaara – Tragödie der Soldatenheimschwestern

Das dunkelste Kapitel in der Zeit des Fortsetzungskriegs hinter der Frontlinie waren die Angriffe der Sowjetpartisanen. Im Zeitraum von 1941-44 wurden in der Nähe der Ostgrenze beinahe 50 Partisanen-Angriffe ab Höhe von Lieksa bis hin nach Petsamo ausgeübt. Über 150 Zivilisten kamen bei diesen Angriffen um.

Dies ist die Geschichte über die Schicksalsmomente von drei Soldatenheimschwestern und zwei Begleitsoldaten in Murtovaara bei Kuusamo.

Am Samstag, dem 4. Juli 1942 planten die Vorsitzende des Soldatenheimverbands Toini Jännes, die Finanzdirektorin der Soldatenheime im Norden Faini Aflecht und die Soldatenheimschwester Greta Palojärvi eine Inspektionsreise nach Kiestinki. Die drei Frauen hatten bereits seit Dienstag Soldatenheime in Frontnähe inspiziert.

Der Plan war, mit zwei Geländewägen deutscher Bauart loszufahren. Am Abend zuvor hatte jedoch eines der Autos eine Panne und wurde durch einen schwarzen Pkw der Marke Ford ersetzt, zu dessen Fahrer der Korporal Toimi Rossinen gebeten wurde. Er versprach mitzugehen, obwohl er nächsten Tag demobilisiert werden sollte. Der Korporal Veikko Moilanen aus Ristijärvi sollte noch als Wachmann mit in der Begleitung sein. Der Geländewagen würde mit vier Soldaten vorausfahren, mit dem Fahrer und Reservefahrer vorne und dem Unteroffizier Into A. Salmi und dem Soldat Hannes Kontiainen hinten. Das Auto der Soldatenheimschwestern würde ihnen bis ans Ziel in Kiestinki folgen.

Die Julitage waren schwül gewesen und sie wollten erst abends am 4. Juli 1942 um 23 Uhr starten. Nach Mitternacht wird die alte Grenze in Juntusranta überquert und die Gruppe hält im Soldatenheim zum Kaffee-Ersatz an.

Als die Gruppe Kurvinen bei Kuusamo erreicht, bitten die Soldatenheimschwestern darum, vorne fahren zu dürfen, weil die rechte Frontscheibe von Ford zerbrochen und der Aufenthalt im Auto wegen des eindringenden Staubs schwierig waren. Ein wenig später fährt der Konvoi die Straße bergauf. Die Sicht ist schlecht und es gelingt der auf beiden Straßenseiten im Hinterhalt gelegenen Partisanengruppe, sie zu überraschen.

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Zur gleichen Zeit in Kiestinki, im Zielort der Reise. Die Soldatenheimschwestern werden im Soldatenheim JR 12 in Tappara bei Lohilahti erwartet. Der Raum ist anlässlich der Gäste festlich beschmückt. Vor Ort ist ebenfalls der Generalmajor Väinö Palojärvi, Ehegatte von Greta. Die Besorgnis im Soldatenheim wächst, je länger die Gäste wegbleiben.

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Die Opfer des Hinterhalts stehen unter schwerem Beschuss von der rechten Straßenseite. Die Kugeln trafen hauptsächlich das vordere Auto, das nach links zu treiben beginnt. Palojärvi, der Autofahrer und der Absicherer sind sofort tot. Die Soldaten im hinteren Geländewagen verstecken sich im Gelände und beginnen, auf den Feind zu schießen. Die in das vordere Auto geworfene Brandbombe verursacht eine derartige Zerstörung, dass z.B. Palojärvi nur durch die Gravur ihrer um 3.40 Uhr stehengebliebenen Armbanduhr identifiziert werden kann. Jännes und Aflecht entkommen zwar aus dem Auto, aber fielen beim Schusswechsel neben dem Auto.

Der heftige Feuerbeschuss der Sowjetpartisanen zwingt die Soldaten zum Rückzug und zum Holen von Verstärkung. Nachdem die Soldaten den Ort verlassen, rauben die Partisanen den Leichen im Auto die Wertsachen und zünden es zum Schluss an.

Eine deutsche Kolonne traf an dem bereits still gewordenen Ort des Geschehens zuerst ein. Sie haben die verstorbenen Soldatenheimschwestern und die Begleitsoldaten mitgenommen. Die aus dem immer noch brennenden Auto herausgeholten Leichen waren ein grausiges Bild. Niemand überlebte im ersten Auto. Die Männer in dem den Konvoi sichernden Auto blieben unversehrt.

Später sah man, dass die Sowjetpartisanen auch die Straße vermint hatten. Es war ein Wunder, dass der Geländewagen der Soldaten nicht auf die Minen fuhr und zerstört wurde.

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10.07.1942. Die in der Alten Kirche von Helsinki stattgefundene Beerdigung wurde eine landesweite Trauerfeier. Mehrere Generäle legten Kränze nieder. An die Opfer erinnerten sich auch viele Vertreter Deutschlands, z.B. der Generaloberst Eduard Dietl, der Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Finnland.

Bildmaterial von der Gedenkfeier finden Sie in dem Rückblick der Verteidigungskräfte 78 (Video ab 10 min 50 s)  Puolustusvoimain katsaus 78 | Kansallinen audiovisuaalinen instituutti | Finna.fi

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At the site of the partisan attack, there is a memorial erected by Sotilaskotiliitto, the association of Soldiers’ Homes. It was moved 150 m from its original place due to its inconvenient location (at an uphill turn). For the same reason, the Soviet partisans had picked this particular spot for the attack.

 


 

Die Geschichte beruht auf mehreren Quellen: „Kello 04 Moskovan aikaan: he tulevat joka yö”, [Um 04 Moskauer Zeit: sie kommen jede Nacht“] Veikko Erkkilä (Kirjarovio, 2021), „Kolme sotilaskotisisarta ammuttiin korpitielle – partisaanien raaka isku järkytti suomalaisia” [Drei Soldatenheimschwestern wurden auf einem abgelegenen Weg erschossen – der brutale Angriff schockierte die Finnen], Tuomas Manninen (IS, 2018), „Elämän valtasuonet – Wolf H. Halstin ja Marja-Maija Halstin kirjeet vuosilta 1929-1949 [Briefe von Wolf H. Halsti und Marja-Maija Halsti in den Jahren von 1929-1949”], Lea Grönstrand (Otava, 1995), „Jatkosodan katsaus 78/43 – Sotilaskoti” [Film: Jatkosodan katsaus 78/43 – Soldatenheim], Puolustusvoimat (1943), „78 vuotta sotilaskotisisarten kolmoismurhasta – Murtovaaran murhenäytelmä järkytti koko Suomea” [78 Jahre seit dem Dreifachmord von Soldatenheimschwestern – die Tragödie von Murtovaara schockierte das ganze Finnland], Sotaveteraanit.fi (2020).